Unser Konzept "Oase"

1. Die Idee

Unsere Schule befindet sich in einem sozial benachteiligten Viertel und steht dadurch immer wieder vor großen Herausforderungen. Ein hoher Migrantenanteil (von ca. 65%) stellt Lehrkräfte und pädagogisches Personal vor spezielle Aufgaben und Probleme.

 

Unser Schulkonzept geht auf diese speziellen Bedürfnisse unserer Schülerinnen seit längerem ein und arbeitet daran, das Profil der Schule diesen Bedürfnissen und Erfordernissen anzupassen.

 

Sprachlernklassen, Vorkurse, Kooperationsklassen sowie - sofern die Stundenzuweisung dafür ausreicht - ein Förderschienenkonzept, versuchen auf der inhaltlichen Ebene den Kindern alle möglichen Chancen zu ermöglichen.

 

Doch auch auf der erzieherischen Seite sind besondere Überlegungen nötig. Aus diesem Grunde wurde vor einigen Jahren der "Erziehungszirkel" gegründet, der aus Schulleitung, Förderlehrerin, Schulpsychologin, Beratungslehrerin, IdE-Lehrkraft, JaS-Kraft und MSD-Kraft besteht.

 

Seit mehreren Jahren arbeitet dieses Team daran, dass die vor Ort vorhandenen Fachkräfte möglichst reibungslos zusammenarbeiten. Aber auch die Suche nach Optimierung im erzieherischen Bereich und das Interesse am Ausprobieren neuer Möglichkeiten hat dieser Kreis zu seiner Aufgabe gemacht.

 

So wurden vor einigen Jahren zum Beispiel Sozialziele eingeführt, an die sich alle Lehrer und Schüler halten sollten.

 

Ein Problem, das an das Team immer wieder herangetragen wurde, waren die Unterrichtsstörungen durch Schüler, die aus den unterschiedlichsten Gründen stattfinden. Hier wurde nach Lösungen gesucht, den Lehrerinnen und Schülerinnen in dieser Situation Hilfen anzubieten.

 

So kam es zu der Idee, ein eigenes schulisches Angebot zu schaffen, das sich deutlich vom Konzept der JaS-Kraft (Jugendsozialarbeiter; derzeit im Einsatz an dieser Stelle: Herr Horndasch) abhebt.

 

Der Leitsatz unserer Schule "Wege finden - Wege gehen" bedeutet im Kern, dass die Schülerinnen in ihrer Persönlichkeit so gestärkt werden sollen, dass sie in der Lage sind, ihren ganz individuellen Weg mit allen Stärken und Schwächen zu gehen.

 

Aus diesem Grund wollten wir ein Angebot schaffen, das Kinder stärkt, aber nicht diszipliniert. Die Grundidee unseres Konzeptes "Oase" ist also ein Raum, in dem Kinder, die aus verschiedensten Gründen ein Fehlverhalten zeigen, eine Auszeit bekommen, in der sie in einem geschützten Rahmen und unter pädagogischer Anleitung ihre zugrundeliegenden Probleme aufarbeiten können, ohne dass die Bestrafung für das Verhalten im Mittelpunkt steht.

 

 

 

2. Grundlagen und Zielsetzung

Ein harmonisches Zusammenleben in der Schulfamilie, in dem sich alle am Schulleben beteiligten Personen wohlfühlen, setzt voraus, dass sich alle Personen auf Augenhöhe begegnen.

 

Gemäß dem Leitsatz der Schule "Wege finden - Wege gehen" ist der erzieherische Grundgedanke die "Stärkung der Schülerpersönlichkeit".

 

Diese beruht auf Annahme und Wertschätzung, die den Schülerinnen auf der einen Seite, den KollegInnen und LehrerInnen auf der anderen Seite selbstverständlich entgegengebracht wird.

 

So baut das Konzept der "Oase" auf dem echten Interesse am Befinden der SchülerInnen auf. Fehlverhalten wird als ein Ausdruck von Hilflosigkeit erkannt. Es soll nicht bestraft werden, sondern durch die Arbeit mit dem Kind überwunden werden.

 

In der "Oase" soll den Kindern Hilfe zur Selbsthilfe" gegeben werden, indem sie ihr Verhalten zunächst in einem geschützten Rahmen ohne Vorverurteilung betrachten können und durch das Erarbeiten von Handlungsmöglichkeiten kleinschrittig Ziele erreichen können.

 

Diese Verhaltensmodifikation soll durch eine engmaschige Betreuung und Weiterarbeit mit dem Kind gewährleistet werden.

 

3. Unsere Arbeitsweise/Methode

3.1 Der Ort

Der Ort an dem diese Form der Begegnung stattfinden kann, muss bestimmten Anforderungen genügen.

Es soll farblich ansprechender gemütlicher Raum sein, der durch seine Möblierung und Farbgebung eine Atmosphäre des Wohlfühlens bietet.

Kindgerechte Möbel (Tisch, Stuhl) eine Kuschelecke, Utensilien zur kreativen Gestaltung, Bücher, Musik......... sollen eine Ort schaffen, der auf der eine Seite Geborgenheit ausstrahlt, auf der anderen Seite die Möglichkeit des Aufarbeitens ermöglicht.

Er soll möglichst zentral gelegen sein, damit ihn alle Schüler und Lehrer während der Unterrichtszeit problemlos erreichen können.

3.2 Die Methode

Die Begegnung mit den Schüler soll in angenehmer und wertschätzender Weise erfolgen, damit sich das Kind öffnen kann und sich auf die Situation einlassen kann. Zuerst wird (je nach Verfassung des Kindes) die Situation erfasst. Das kann mit unterschiedlichsten Mitteln geschehen. Es gibt die Möglichkeit des Nachstellens mit Figuren, Ausdruck der Gefühle durch Malen, Kneten, Farben, Bilderbücher, Geschichten, Zuhören...

Hier soll ein möglichst breites Spektrum angeboten werden, um den unterschiedlichen Charakteren und Bedürfnissen der Kinder entgegenzukommen.

Die Aufarbeitung kann dann in mehreren Schritten erfolgen. Wo manchmal ein Gespräch auf Augenhöhe reicht, sind in anderen Fällen evtl. mehrere Treffen nötig, um Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Die Handlungsschritte sollen dann in schriftlicher Form oder bildlicher Form festgehalten werden. Mit den Kindern wird ein Büchlein gestaltet, das sie auf ihrem Weg begleiten soll. Es kann als Erinnerungshilfe für ausgemachte Ziele oder als Ideensammlung verwendet werden.

 

3.3 Die Zeit

Um eine verlässliche Institution zu werden, muss die "Oase" täglich eine Stunde besetzt sein. Das sollte möglichst immer die gleiche Stunde sein, um es für die betroffenen Lehrkräfte einfacher zu machen. Erst wenn diese Möglichkeit für SchülerInnen und LehrerInnen sicher ohne Ausnahmen angeboten wird, kann sie regelmäßig als Hilfsangebot angenommen werden.

3.4 Organisation

Um eine qualitativ gute, konzeptnahe Arbeit zu gewährleisten, ist es wichtig, die "Oase" mit wenigen LehrerInnen, die möglichst aus dem Erziehungszirkel stammen, zu besetzen. Alle anderen Lehrkräfte benötigen eine Einweisung in die Arbeitsweise der "Oase".

 

Um einen Überblick und eine Transparenz über die Kinder in der "Oase" zu haben, soll eine Liste geführt werden, in der der Grund des Kommens, das weitere Vorgehen und die Zielsetzungen formuliert werden.

 

In regelmäßigen Abständen treffen sich die in der "Oase" eingesetzten Lehrkräfte, um einen Überblick über die "Fälle" zu haben und ihre Arbeit zu evaluieren.